Stalingrad Podcast
Christoph Fromm, Autor des Historienromans ”Stalingrad - Die Einsamkeit vor dem Sterben” spricht in diesem wöchentlichen Podcast über Themen rund um das Dritte Reich: Idealismus, Fanatismus und bedeutende Persönlichkeiten des Dritten Reiches, sowie die schrecklichen Folgen des Krieges, die teils bis heute spürbar sind. Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns gerne auf Instagram (@primero_verlag) oder per Mail an primero@primeroverlag.de. Helft uns, den Podcast weiterhin für euch zu produzieren! https://www.paypal.com/donate?hosted_button_id=XFVPLBVWM4FTE Falls auf eurer Lieblingsplattform die ersten Stalingrad Podcast Folgen nicht mehr verfügbar sind, hört sie auf PodBean, völlig kostenlos und ohne Anmeldung: https://stalingradpodcast.podbean.com/page/14/
Episodes

Friday Aug 01, 2025
Folge 274: Maria Mandl – Die Bestie von Birkenau
Friday Aug 01, 2025
Friday Aug 01, 2025
Der Weg von Maria Mandl war alles andere als vorgezeichnet. Einst galt sie als „nettes Mädchen aus guter Familie“ – später wurde sie zur Oberaufseherin im KZ Birkenau und zur Mitverantwortlichen am Massenmord an Hunderttausenden. Geboren 1912 im idyllischen Münzkirchen, schien sie zunächst ein unauffälliges Leben zu führen. Doch ihre Karriere im NS-System offenbarte eine erschreckende Wandlung: von der unscheinbaren jungen Frau zur fanatischen Täterin.
Heute ist Maria Mandl weitgehend in Vergessenheit geraten. Während sie einst als „Bestie von Birkenau“ gefürchtet war, erscheint ihr Name in der historischen Erinnerung oft nur noch am Rand – eine Fußnote in der Geschichte des Holocaust. Und doch lohnt der Blick auf ihr Leben: nicht nur wegen der Grausamkeit ihrer Taten, sondern auch wegen der Fragen, die es aufwirft über Macht, Mitläufertum und die Rolle von Frauen im nationalsozialistischen Gewaltapparat.
Mandls Biografie ist ein erschütterndes Beispiel dafür, wie sich ganz gewöhnliche Lebensläufe in den Dienst des Bösen stellen können – und wie gefährlich banal Täterinnen wirken können, wenn die Geschichte sie aus dem Zentrum rückt.

Friday Jul 25, 2025
Friday Jul 25, 2025
Adolf Hitler zählt zu den am häufigsten dargestellten Figuren der Filmgeschichte – und kaum eine Darstellung ist frei von Debatte. Ob als dämonischer Tyrann, groteske Karikatur oder scheinbar banaler Mensch: Die filmische Inszenierung Hitlers spiegelt immer auch den gesellschaftlichen Umgang mit dem Nationalsozialismus, mit Schuld, Erinnerung und Verantwortung.
Diese Folge widmet sich der Frage, wie sich das Bild Hitlers im Kino über die Jahrzehnte verändert hat – von heroisierender Propaganda über ironische Brechung bis hin zu psychologischer Annäherung. Dabei steht nie nur die Figur im Zentrum, sondern auch das, was durch sie verhandelt wird: die Auseinandersetzung mit Geschichte, die Angst vor ihrer Wiederholung – und die Faszination des Bösen.
Was darf gezeigt werden? Was muss gezeigt werden? Und warum bleibt ausgerechnet diese Figur für das Kino so dauerhaft relevant – zwischen historischer Aufarbeitung und kulturellem Tabu?

Friday Jul 18, 2025
Friday Jul 18, 2025
TEIL 2
Oskar Maria Graf wurde zu einer der eindringlichsten literarischen Stimmen gegen den Nationalsozialismus – gerade weil er nicht von oben herab, sondern von unten her dachte. Als Sohn eines Bäckers aus einem bayerischen Dorf sprach er die Sprache der „kleinen Leute“ – jener Menschen, die Hitler zu gewinnen wusste und die Graf in seinen Werken schonungslos, aber mit Empathie porträtierte.
Seine Literatur entlarvte den Faschismus nicht durch Theorie, sondern durch das genaue Erzählen alltäglicher Verführbarkeit: den schleichenden Wandel im Wirtshaus, die Angst des Dorfbeamten, den Opportunismus des Nachbarn. Graf zeigte, wie der Nationalsozialismus nicht nur durch Gewalt, sondern durch Mitläufertum und soziale Dynamik Macht gewann.
Dabei war sein Blick nicht nostalgisch, sondern wachsam. Er verweigerte sich jeder Verklärung des „Volkes“ und kämpfte als entschiedener Pazifist gegen Militarismus und autoritäre Versuchungen. Mit seinem berühmten Aufruf „Verbrennt mich!“ stellte er sich 1933 offen gegen die NS-Diktatur – nicht aus intellektuellem Impuls, sondern aus moralischer Konsequenz.
Grafs Stärke lag darin, das Politische im scheinbar Unpolitischen sichtbar zu machen. Seine Romane sind kein Pathos, sondern Protest – leise, genau, unbestechlich. So wurde aus dem Bauernsohn vom Starnberger See ein unbequemer Chronist einer Zeit, in der Menschlichkeit auf dem Spiel stand.

Friday Jul 11, 2025
Friday Jul 11, 2025
TEIL 1
Oskar Maria Graf wurde zu einer der eindringlichsten literarischen Stimmen gegen den Nationalsozialismus – gerade weil er nicht von oben herab, sondern von unten her dachte. Als Sohn eines Bäckers aus einem bayerischen Dorf sprach er die Sprache der „kleinen Leute“ – jener Menschen, die Hitler zu gewinnen wusste und die Graf in seinen Werken schonungslos, aber mit Empathie porträtierte.
Seine Literatur entlarvte den Faschismus nicht durch Theorie, sondern durch das genaue Erzählen alltäglicher Verführbarkeit: den schleichenden Wandel im Wirtshaus, die Angst des Dorfbeamten, den Opportunismus des Nachbarn. Graf zeigte, wie der Nationalsozialismus nicht nur durch Gewalt, sondern durch Mitläufertum und soziale Dynamik Macht gewann.
Dabei war sein Blick nicht nostalgisch, sondern wachsam. Er verweigerte sich jeder Verklärung des „Volkes“ und kämpfte als entschiedener Pazifist gegen Militarismus und autoritäre Versuchungen. Mit seinem berühmten Aufruf „Verbrennt mich!“ stellte er sich 1933 offen gegen die NS-Diktatur – nicht aus intellektuellem Impuls, sondern aus moralischer Konsequenz.
Grafs Stärke lag darin, das Politische im scheinbar Unpolitischen sichtbar zu machen. Seine Romane sind kein Pathos, sondern Protest – leise, genau, unbestechlich. So wurde aus dem Bauernsohn vom Starnberger See ein unbequemer Chronist einer Zeit, in der Menschlichkeit auf dem Spiel stand.

Friday Jul 04, 2025
Friday Jul 04, 2025
Arnold Gehlen gilt als einer der einflussreichsten Denker der philosophischen Anthropologie im 20. Jahrhundert. Aus seinen Schriften haben Konzepte wie „Reizüberflutung“ und „Mängelwesen“ ihren Weg in den alltäglichen Sprachgebrauch gefunden.
Seine akademische Laufbahn fällt in die Zeit des Nationalsozialismus und ist in Teilen eng mit dem NS-Regime verbunden, was insbesondere sein anthropologisches Hauptwerk „Der Mensch – Seine Natur und seine Stellung in der Welt“ unter den Verdacht stellt, die nationalsozialistische Ideologie theoretisch zu legitimieren. Dabei beruht die zentrale Prämisse dieses Werkes gerade darauf, dass der Mensch nicht biologisch – etwa durch seine „Rasse“ – determiniert ist, was es deutlich von den rassistischen Grundannahmen des Nationalsozialismus abgrenzt. Gleichwohl enthalten die Schriften Passagen, die als Anbiederungen an das NS-Regime interpretiert werden können. Nicht ohne Grund strebte Gehlen an, eine „Philosophie des Nationalsozialismus“ zu formulieren.
Diese Ambivalenz in Gehlens Denken wirft bis heute zahlreiche Fragen auf: Wie lässt sich sein philosophisches Konzept mit seiner Nähe zum NS-Regime vereinbaren? Inwiefern diente seine Anthropologie tatsächlich als intellektuelle Legitimation für autoritäre Ideologien?

Friday Jun 27, 2025
Friday Jun 27, 2025
Hinweis: Aufgrund unzureichender Tonqualität in der ursprünglichen Aufnahme wurde dieser Beitrag neu eingespielt.
Joseph Goebbels – von dem Historiker Joachim C. Fest als „das Gehirn der Manipulation der Seelen“ und als „eine der wenigen echten Potenzen im Führungsapparat der Bewegung“ charakterisiert – zählt zu den zentralen Figuren des Nationalsozialismus. Doch hinter der öffentlichen Rolle als Propagandaminister verbarg sich ein innerlich zerrissener Mensch: ein gescheiterter Künstler, geplagt von körperlicher Behinderung, tiefem Selbstzweifel und der rastlosen Suche nach Identität und Anerkennung.
Geboren im Rheinland als Sohn einer streng katholischen Arbeiterfamilie, durchlebte Goebbels eine Jugend voller Spannungen zwischen religiöser Prägung und intellektuellem Ehrgeiz. Die nationalsozialistische Bewegung, die ihn zunächst als körperlich wie geistig ungeeignet abtat, erschien ihm schließlich als Ort der Erlösung – ein verhängnisvoller Irrglaube, der sein Leben und das Millionen anderer zerstören sollte.
Sein literarisches Projekt „Michael. Ein deutsches Schicksal in Tagebuchblättern“, 1929 im Franz-Eher-Verlag erschienen, sollte der Welt seine künstlerische Berufung beweisen. Goebbels verstand das Werk als Ausdruck innerer Hingabe – ein „Denkmal deutscher Inbrunst“, wie er es selbst formulierte. Doch in Wahrheit offenbart der autobiografisch gefärbte Roman vor allem eines: das Weltbild eines Mannes, der sich und andere der Ideologie opfert, die ihm Halt zu geben scheint.
In seinem Tagebuch notierte Goebbels im Februar 1924 mit Pathos: „Mein Roman in Tagebuchblättern bekommt Linie und Farben. Blut strömt hinein; es ist ein Augenblick der schöpferischen Geburt in mir. Dostojewski fungiert als Geburtshelfer. Goethe [hält] mit seinem ‚Werther‘ formale Patenschaft.“ Doch trotz solcher literarischer Anleihen bleibt der Zweifel allgegenwärtig: „Die ersten Seiten sind die schwierigsten. Man muß den Ton finden, den Duft, den Hauch: den Stil.“ Und am Ende des Schreibprozesses steht eine resignative Bilanz: „Ich bin wohl zufrieden mit dieser Geschichte. Aber doch bin ich froh, daß ich sie hinter mich gebracht habe. Ich werde nie zu Frieden kommen!“
So zeigt sich in „Michael“ nicht nur der Wunsch eines Mannes, sich als Künstler zu verwirklichen, sondern auch der innere Abgrund, aus dem seine radikale Weltanschauung erwächst.

Friday Jun 27, 2025
NEUAUFNAHME: Hitlers letzte Tage (Folge 268)
Friday Jun 27, 2025
Friday Jun 27, 2025
Aufgrund der schlechten Tonqualität der Folge 268 haben wir die Folge für euch nochmal aufgenommen, viel Spaß!
In den letzten Apriltagen des Jahres 1945 liegt Berlin in Trümmern. Die Rote Armee rückt unaufhaltsam vor und das Dritte Reich steht kurz vor seinem endgültigen Zusammenbruch.
Während an der Oberfläche Chaos und Zerstörung herrschen, verschanzt sich Hitler mit seinem engsten Kreis im sogenannten „Führerbunker“ unter der Erde – isoliert vom Kriegsgeschehen, vom eigenen Volk und von jeder Realität.
Inmitten des kollabierenden Staatsapparats hält der Diktator an einer ideologischen Welt fest, die längst zerbrochen ist. Noch immer werden Befehle erteilt, Durchhalteparolen verbreitet und Schuldzuweisungen ausgesprochen – während der militärische und politische Handlungsspielraum faktisch nicht mehr existiert.
Am Ende steht der Suizid: Adolf Hitler nimmt sich das Leben – ebenso wie Teile seiner Gefolgschaft, die dem Untergang des Regimes nicht mehr entkommen wollen oder können.
Doch was genau geschah in den letzten Tagen von Hitlers Herrschaft? Wer war bei ihm? Welche Entscheidungen wurden getroffen – und welche Rolle spielten die Verbliebenen im Bunker?
In dieser Folge wollen wir uns diesem letzten Kapitel des Dritten Reiches widmen – dem düsteren Schlusspunkt einer Diktatur, deren Spuren Europa bis heute prägen.

Friday Jun 27, 2025
Friday Jun 27, 2025
Am 30. März 2025 jährte sich der Todestag Rudolf Steiners zum hundertsten Mal – jenes Mannes, der mit der Anthroposophie eine geistige Bewegung ins Leben rief, die den Menschen als mehr denn nur ein biologisches Wesen begreift: als ein schöpferisches, spirituelles Ich.
Aus seiner Lehre entstanden nicht nur die Waldorfschulen, die bis heute weltweit als alternative Bildungsform wirken, sondern auch Impulse, die die Medizin, Landwirtschaft und Kunst bis in unsere Zeit prägen. Doch Rudolf Steiners Wirken reicht weit über Pädagogik und spirituelle Heilmethoden hinaus – es ist untrennbar mit einer Epoche tiefgreifender politischer Erschütterungen verbunden.
Als Steiner 1925 starb, war Hitler noch ein Randphänomen – doch das politische Klima in Deutschland verdichtete sich bereits zu jenem Sturm, der wenig später zur totalitären Gleichschaltung führen sollte.
Und obwohl Steiner mit seinem Tod abtrat, lebten seine Ideen weiter – nicht im Verborgenen, sondern im Brennpunkt einer zunehmend radikalisierten Gesellschaft. Im „Dritten Reich“ geriet die Anthroposophie in ein ideologisches Minenfeld: Auf der einen Seite als „weltanschauliche Konkurrenz“ diffamiert und unterdrückt, verboten, überwacht. Auf der anderen Seite fanden einzelne NS-Funktionäre durchaus Gefallen an Teilaspekten der Lehre – etwa ihrer Betonung von Gemeinschaftsbildung, Erziehungsideal und Volksbezug.
Wie konnte eine freiheitliche, auf individuelle Entwicklung zielende Weltanschauung Bestand haben in einem System, das auf totale Kontrolle setzte?Diese Folge wirft einen kritischen Blick auf das widersprüchliche Verhältnis zwischen Anthroposophie und Nationalsozialismus. Wir fragen: Wie ging das NS-Regime mit Rudolf Steiners Erbe um – und welche Rolle spielte seine Lehre in einem der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte?

Saturday Jun 07, 2025
Folge 267: Léon Degrelle – Der Aufstieg des Rexisten zu „Hitlers Sohn“
Saturday Jun 07, 2025
Saturday Jun 07, 2025
Das nationalsozialistische Regime war geprägt von politischen Aufsteigern – eine soziale Dynamik, die sich auch jenseits Deutschlands beobachten ließ. In Belgien steht Léon Degrelle exemplarisch für diesen Typus: Vom katholischen Publizisten und Jugendführer entwickelte er sich zum überzeugten Nationalsozialisten und aktiven Kollaborateur.
Als Gründer der rexistischen Bewegung trat er zunächst als Reformer auf. Doch mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion radikalisierte sich sein Kurs. Mit der Gründung der Wallonischen Legion und dem Beitritt zur Waffen-SS wurde Degrelle zum Symbol ideologisch motivierter Kollaboration. Hitler ehrte ihn angeblich als seinen „idealen Sohn“.
Seine enge Verbindung zur NS-Führung, sein Einsatz an der Ostfront und seine medienwirksame Selbststilisierung machten ihn zu einer der bekanntesten Figuren der faschistischen Zusammenarbeit in Europa.
Doch sein Lebensweg wirft grundlegende Fragen auf: Welche Kräfte führten zur Radikalisierung eines katholischen Intellektuellen? Und warum konnte ein nationalsozialistischer Kriegsverbrecher nach 1945 unbehelligt im Exil weiterwirken – als Unternehmer, Publizist und Apologet des Dritten Reiches?

Friday May 30, 2025
Folge 266: Hirohito - der Friedenskaiser und der Krieg
Friday May 30, 2025
Friday May 30, 2025
Kaiser Hirohito, posthum als Shōwa-Tennō – „Kaiser des erleuchteten Friedens“ – verewigt, war eine der schillerndsten und zugleich rätselhaftesten Gestalten Asiens im 20. Jahrhundert. Sein Leben und seine Herrschaft spiegeln Japans dramatischen Wandel wider: vom stolzen Militärreich zum modernen, friedliebenden Staat. Über mehr als sechs Jahrzehnte, von 1926 bis 1989, stand er im Zentrum epochaler Umwälzungen, die Politik, Gesellschaft und Moral seines Landes tief erschütterten.
Als junger Thronfolger trat er früh ins Rampenlicht, zunächst als Symbol eines aggressiven Imperialismus, später als Fels in der Brandung eines demokratisch erneuerten Japans. Doch die Frage, die bis heute wie ein Schatten über seinem Erbe liegt, bleibt ungelöst: War Hirohito nur ein machtloser Kaiser ohne echten Einfluss – oder ein heimlicher Architekt der Kriegshandlungen? War er der Friedenskaiser, der den Frieden herbeiführte, oder der „Hitler Asiens“, dessen Rolle dunkler nicht sein könnte?



